Kapitän Niklas Prautzsch vom NHV Concordia Delitzsch zieht eine Zwischenbilanz und macht eine Kampfansage für das neue Jahr. Doch dafür müssen die Handballer ihre Heimschwäche ablegen.
Delitzsch. Der erste Eindruck täuscht. Auf jeden Fall, wenn es nach Niklas Prautzsch geht. Da hat sich der Oberligist NHV Concordia Delitzsch mit 17:9 Punkten auf Rang sechs liegend in die Weihnachtspause verabschiedet. Gemessen an der in der vorigen Saison geholten Bronzemedaille also ein bisheriges Abschneiden unter den Erwartungen? Der Mannschaftskapitän winkt ab. „Die Saison ist noch nicht vorbei, selbst die Hinrunde ist nicht beendet.“ Es fehlen da noch die beiden Partien gegen den HSV Apolda (14. Januar, 19 Uhr) in eigener Halle und gegen Aufsteiger Rot-Weiß Staßfurt in dessen Halle eine Woche später. Gegner, die machbar erscheinen. „Daher ist unsere jetzigen Platzierung nicht wirklich aussagekräftig“, kommentiert der Denker und Lenker des Concorden-Spiels und kündigt zugleich für das neue Jahr an: „Wir wollen oben angreifen.“
Dabei hatte der NHV nach Einschätzung des 26-Jährigen „einen guten Start“. Es gab Siege in Aschersleben, gegen Freiberg und beim bisherigen Auswärts-Angstgegner Pirna. Es folgte eine durchaus vermeidbare 25:28-Pleite gegen Drittliga-Absteiger HC Burgenland. „Uns hat ausgezeichnet, auch bei Rückstanden dran zu bleiben“, blickt Prautzsch zurück und fügt hinzu: „An der einen oder anderen Stelle sind wir mehr an uns als an unserem Kontrahenten gescheitert.“
„Im Abschluss geschludert“
So etwa gegen Burgenland. Die Niederlage war vermeidbar, doch „wir haben unsere Chancen nicht gut genug genutzt“, so Torwart Max Neuhäuser. Der Rückkehrer hat bislang überzeugt. „Wir haben im Abschluss geschludert“, sagte Trainer Jan Jungandreas. Tatsächlich bedeuten die bislang 352 erzielten Treffer (bester Concorden-Schütze ist Max Amtsberg mit 72 Toren) lediglich den achten Platz unter den 16 Teams.
Dagegen stellen die 320 hingenommenen Treffer unter Beweis, dass die Delitzscher die viertbeste Defensive aufweisen. „Unsere Abwehr sticht hervor“, betont Prautzsch. „Wenn wir da stabil stehen, haben es alle unsere Gegner schwer. Auf diese Weise „holen wir uns Selbstvertrauen für den Angriff“. Wiederholt hat der Trainer darauf hingewiesen, dass, ausgehend von einer guten Deckung, „wir kaum zu schlagen sind“, wenn die Offensive in Schwung kommt.
Das Pendel schlägt in beide Richtungen aus
Wozu die im Schnitt junge Mannschaft dann fähig ist, hat sie im positiven Sinne unter anderem beim 30:29-Erfolg beim amtierenden Meister USV Halle gezeigt. Im negativen bei der 23:28-Schlappe bei Aufsteiger SV Hermsdorf. „Das war auf jeden Fall schmerzlich“, meint Prautzsch, der inzwischen am Delitzscher Gymnasium Physik und Sport unterrichtet. Das zeige aber, dass die Liga sehr ausgeglichen sei, „jeder kann jeden schlagen“. Und es sei trotz allem besser, einmal schlecht zu spielen als eine längere Schwächephase zu haben.
Dabei haben die Concorden bislang vor allem auswärts überzeugt. Bei den sechs Partien gab es vier Siege und je ein Unentschieden und eine Niederlage. Die Heimbilanz fällt mit vier doppelten Punktgewinnen und drei Pleiten negativer aus – trotz der eigenen Fans, die oberligaweit den Ruf genießen, die besten und engagiertesten zu sein. „Wir haben es uns in eigener Halle manchmal etwas schwer gemacht“, begründet Prautzsch, der 2015 mit der A-Jugend des SC DHfK Leipzig Deutscher Meister wurde und später nach Delitzsch wechselte. Zudem habe auch „das Quäntchen Glück gefehlt“.
Für die folgenden Begegnungen gibt Rückraumspieler das Ziel aus, „natürlich alle Spiele“ gewinnen zu wollen. Zudem erwarte er, dass die Mannschaft sich weiterentwickeln und mehr Konstanz aufweisen werde. „Wenn uns das gelingt, dürften wir unsere Platzierung verbessern.“ Optimistisch stimmt ihn, dass das Team sich bereits zu Saisonbeginn „gut gefunden hat, auf und neben dem Feld“. Jeder bringe sich ein, „das Kollektiv macht uns stark“.
Als Favoriten auf Titel und Aufstieg in die dritte Liga sieht der Kapitän den HC Burgenland. Der führt derzeit die Tabelle mit 23:3 Punkten an, knapp dahinter folgen die HG Köchen (22:4) und der USV Halle (20:6). „Wir wollen den HCB im Rückspiel ärgern, um ihm den Weg zur Meisterschaft so schwer wie möglich zu machen“, macht Prautzsch einen entschlossenen Eindruck und zeigt Kampfeslust.
Ulrich Milde / Leipziger Volkszeitung / 22.12.2022