Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch gewinnt mit 25:24 in Wittenberg
Von Ulrich Milde
Wittenberg. Es ist eine Saisonpremiere der besonderen Art. Eine Sekunde vor dem Schlusspfiff kommt Martin Müller zu seinem ersten Einsatz in dieser Spielzeit. Der Defensivspezialist hatte sich in einem Vorbereitungsspiel einen Finger gebrochen und steht dem Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch erst jetzt, im vierten Spiel, der Partie beim SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz, wieder für Notfälle zur Verfügung. Der Ernstfall tritt ein, denn die Concorden führen knapp mit 25:24. Die Gastgeber bekommen einen Freiwurf zugesprochen. Müller rückt als Verstärkung in die Mauer und trägt seinen Teil dazu bei, dass der Grün-Weiße Chris Hoffmann den Ball nicht im Tor unterbringen kann. Der Jubel der Nordsachsen ist groß. Mit nunmehr 6:2 Punkten haben sie sich auf den vierten Platz vorgekämpft. Die Gastgeber warten dagegen immer noch auf ihren ersten Zähler und sind mit 0:8 Punkten weiter das Schlusslicht.
Während der gescheiterte Werfer Hoffmann nach dem Ende der Partie rasch und kommentarlos in die Kabine verschwindet, ist Niklas Zierau „einfach nur froh“ über den doppelten Punktgewinn „in dieser spannenden Partie“. Der 21-Jährige springt dort ein, wo er gebraucht wird. Das ist in der ersten Halbzeit vornehmlich in der Abwehr, nach dem Seitenwechsel wirbelt er mal im rechten, mal im linken Rückraum und erzielt zwei Tore. Zierau ist einer von denen, die den Ausfall der etatmäßigen Torschützen im Rückraum kompensieren sollen – und er macht es gut. Max Amtsberg und Tobias Karl sind verletzt, Steve Baumgärtel (Wade) sitzt zwar auf der Bank, wird aber komplett geschont, denn es stehen jetzt zwei Spitzenspiele an. Nächsten Sonnabend empfängt der NHV den Tabellenführer HG Köthen, eine Woche darauf ist der momentane Zweite SG Pirna/Heidenau Gast in der Delitzscher Mehrzweckhalle. Da wird ein gesunder Baumgärtel benötigt.
Allerdings treten auch die Spieler aus der Lutherstadt arg ersatzgeschwächt an. Die Ausfallliste ist fast länger als die der Handballer, die eingesetzt werden. Es entwickelt sich erwartungsgemäß eine Begegnung, die von unbändigem Einsatz auf beiden Seiten ebenso geprägt ist wie von spielerischem Mittelmaß, zu vielen vergebenen klarsten Torchancen auf beiden Seiten, nicht immer sauberen Pässen und überraschend vielen Schrittfehlern. So ist die Begegnung ausgeglichen. Delitzsch gelingt es, in der 22. Minute einen Drei-Tore-Vorsprung herauszuwerfen. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Das Heimteam schafft nicht nur den Ausgleich, sondern geht sogar mit 13:12 in Führung. „Sie haben sich nicht abschütteln lassen“, lobt Concorden-Trainer Jan Jungandreas den Kontrahenten. Der sich zur Pause dennoch mit 13:15 im Rückstand befindet.
Nach dem Seitenwechsel deutet zunächst alles auf einen deutlichen doppelten Punktgewinn der Delitzscher hin. Auf 21:17 ziehen die Gäste in der 43. Minute davon. Erneut schüttelt Wittenberg sich kurz und kommt auf zwei Treffer heran. Nachteilig für die Mannschaft von Trainer Armands Uscins: In einer doppelten Überzahl nach Zeitstrafen für Lukas Kürth und Benedikt Schmidt erzielen sie lediglich ein Tor. In der Schlussphase ist es vor allem NHV-Keeper Marian Voigt, der mit entscheidenden Paraden den Ausgleich verhindert.
„Ich habe meinen Spielern in der Halbzeit gesagt: Egal wie, aber ich weiß, dass wir gewinnen werden“, berichtet Chefcoach Jungandreas, der die im zweiten Durchgang „gute Abwehrleistung“ herausstreicht. Von einem verdienten Sieg „möchte ich allerdings nicht sprechen“. Tomas Pavlicek, vom Zweitbundesligisten Dessau-Roßlauer HV zu den Grün-Weißen gewechselt, will ebenfalls „nicht sagen, dass Delitzsch besser gewesen ist“. Der mit sieben Treffern beste Torschütze der Wittenberger führt die Pleite darauf zurück, „dass Kleinigkeiten entscheidend gewesen sind“. Für den NHV.
NHV: Voigt; Eulitz (4), Günther (2), Kürth (3), Baumgärtel, Prautzsch (4), Sowada (1), Harig, Zierau (2), Kalliske, Müller, Schmidt (7/5), Oehlrich (2), Brodowski.