Handball-Oberliga: Mit 36 Jahren will es der ehrgeizige Kreisläufer noch einmal wissen
LVZ 30.06.2021 / Von Ulrich Milde
Wieder da: Thomas Oehlrich (2.v.l.) bei seiner Vorstellung in Delitzsch mit Jan Jungandreas, Sören Raab (r.) und Sponsor Jens Geidel (l.).Foto: Antje Rennert
Delitzsch. Sein Trikot landete vor wenigen Tagen in der „Hall of Fame“ des Handball-Bundesligisten DHfK Leipzig. Elf Jahre lang hat Thomas Oehlrich für die Messestädter die Knochen hingehalten, mit der Mannschaft den Aufstieg in die Eliteliga geschafft und zum Schluss das Talente-Team in der dritten Liga verstärkt. Das klingt nach einem Ende der Karriere – doch weit gefehlt. Der 36-Jährige setzt seine Laufbahn beim Oberligisten NHV Concordia Delitzsch fort und hat soeben einen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben.
„Das hat sich relativ kurzfristig ergeben“, sagt Oehlrich, der damit seine Rückkehr vollzieht. Denn der Kreisläufer hat eine Delitzscher Vergangenheit und wohnt mit Frau und Tochter auch dort. „Wir freuen uns über diese Verstärkung“, betont Vereins-Vizepräsident Sören Raab „Wir setzen auf seine Erfahrung, denn wir stehen vor einer schweren Saison.“
Die Nordsachsen starten am 11. September mit einem Heimspiel gegen den HC Aschersleben in die neue Spielzeit. Die Staffel umfasst 15 Mannschaften, coronabedingt eine mehr als normalerweise üblich. Oehlrich, der in der Vergangenheit gelegentlich beim Heimspiel des NHV unter den Zuschauern war, räumt freimütig ein, dass er seine neue Mannschaft noch nicht richtig einzuschätzen vermag. „Da kann ich mir kein ernsthaftes Urteil erlauben.“ Die vergangene Saison wurde Ende Oktober unterbrochen und später vorzeitig beendet, da fehlte die Gelegenheit, die Spielweise zu analysieren. Der 1,98-Meter-Hüne sieht sich aber nicht als Aushilfe oder Notnagel, sondern möchte so viel wie möglich spielen. Der Ehrgeiz ist ungebrochen.
Als „absoluten Glücksfall für uns“ bewertet Trainer Jan Jungandreas den Neuzugang. Er werde mit seiner Erfahrung aus der ersten, zweiten und dritten Bundesliga eine Bereicherung sein. „Davon können alle lernen, auch ich.“ Sportlich verspricht der Coach sich „mehr Sicherheit in der Abwehr“. Zudem könnten die jungen Kreisspieler Moritz Brodowski und Max Kalliske sich von ihm jede Menge abschauen.
Oehlrich hat sich in den Ruf eines zupackenden und kompromisslos agierenden Defensivspielers erarbeitet. Der gebürtige Oschatzer kam im Jahr 2000 nach Delitzsch. Bei den Concorden wurde der Linksaußen zum Kreisspieler umgeschult, schaffte den Sprung zu den Männern, die damals in der zweiten Liga spielten und in der Saison 2004/05 den sogar den Aufstieg in die erste Bundesliga schafften. Dem folgte prompt der Abstieg, doch er hielt dem Verein die Treue, bis der 2010 Insolvenz anmelden musste. Daraufhin wechselte Oehlrich nach Leipzig in die dritte Liga. Dem SC DHfK gelang mit ihm rasch der Aufstieg – erst in die zweite und wenig später dann in die erste Liga. „Mit meiner Karriere bin ich zufrieden“, sagt der Polizeibeamte, der seinen Beruf nie vernachlässigt hat.
Der NHV kann künftig in der Defensive auf einen starken und routinierten Mittelblock mit Martin
Müller, Steve Baumgärtel und eben Oehlrich setzen. „Als früherer Delitzscher Spieler ist er identitätsstiftend“, meint Jungandeas und geht davon aus, „dass unser tolles Publikum sich sehr freuen wird“.