NHV-Trainer Jan Jungandreas über den Start der Handball-Oberliga und Aufstiegsperspektiven
Nach oben: Jan Jungandreas und der NHV nehmen Platz eins in Angriff.Foto: Jens Teresniak
Delitzsch. Am Sonnabend startet der NHV Concordia Delitzsch mit einem Heimspiel gegen die Aschersleben Alligators in die Handball-Oberliga (19 Uhr, Mehrzweckhalle). Um von vorn herein Unklarheiten zu vermeiden: Die Gäste sind nicht nach dem vermeintlichen Unstrut-Krokodil benannt. Wir haben NHV-Trainer Jan Jungandreas, 32, aufs Zahnfleisch gefühlt. Im Interview spricht er über Titel- und Aufstiegsambitionen, entwicklungsfähige Rohdiamanten, topfitte Routiniers und einen Handball-freien Tag pro Woche.
Herr Jungandreas, am Kader hat sich fast nichts verändert. Ist die Mannschaft jetzt ein Jahr älter oder ein Jahr besser geworden?
Das werden wir dann in der Saison sehen. Man merkt jedenfalls, dass die Chemie stimmt. Die Jungs haben viel Spaß und arbeiten trotzdem hart, das macht es uns Trainern einfacher. Die Spieler kennen die Abläufe, sie müssen nur gefestigt werden.
Nachdem Meister Burgenland aufgestiegen ist, ist der NHV als Vorjahreszweiter automatisch Topfavorit. Wie geht man damit idealerweise um?
Das ist eine der Herausforderungen, die wir haben. Wir nehmen eine andere Rolle ein als vorige Saison. Ich würde sagen, wir sind Mit-Favorit auf Platz eins und sind uns dem bewusst. Vor allem die jungen Spieler müssen damit klarkommen. Wir wollen trotzdem unbeschwert aufspielen und unangenehm zu bespielen sein und wollen eine noch bessere Saison spielen. Vieles wird im Kopf entschieden, aber von alleine wird es nicht gehen.
Nach Platz zwei kann jetzt also das Ziel nur Platz eins heißen?
Das Ziel ist, kein Spiel zu verlieren und das würde Platz eins bedeuten. Wir haben auf jeden Fall einen
guten Mix aus Erfahrung und jung und wild. Aber auch uns darf wenig passieren. Es sind in dieser Saison sechs Spiele mehr und vier Doppel-Wochenenden. Die Belastung ist hoch, das wird auch für uns schwierig.
Welche Teams sind die größten Konkurrenten?
Die Spitze wird wieder sehr ausgeglichen sein. Ich zähle Pirna, Plauen-Oberlosa und Bad Blankenburg zu den Favoriten. Elbflorenz II dürfte nach dem freiwilligen Abstieg eine echte Wundertüte sein.
Wie ist die Mannschaft durch die Vorbereitung gekommen?
Gut. Alle Mann sind fit. Die Testspiele waren sehr wechselhaft, aber das lag natürlich daran, dass wir viel probiert haben und anfangs den Fokus auf die Abwehr gelegt hatten. Entsprechend holprig lief es im Angriff. Zuletzt haben wir uns aber auch da deutlich gesteigert.
Wie haben sich die beiden Neuzugänge Maximilian Kalliske und Georg
Eulitz eingefügt?
Menschlich passen die beiden super rein. „Eule“ kannte ja schon vorher ganz viele Spieler. Max integriert sich auch super, aber man merkt, dass ihm nach der wenigen Einsatzzeit der letzten Saison etwas die Praxis fehlt. Aber ich bin mir sicher, er wird sich bei uns weiterentwickeln. Er ist ja noch jung.
Mit Maximilian Amtsberg haben Sie einen Rohdiamanten im Rückraum. Erwarten Sie, dass er nach einem ordentlichen ersten Oberligajahr nun so richtig durchstartet?
Ja, er wird eine noch größere Rolle spielen, das hat er in der Vorbereitung angedeutet. Seine Aufgabe ist es, sich spielerisch weiterzuentwickeln und nicht bloß den Wurf in den Vordergrund zu stellen. Außerdem soll er natürlich auch in der Abwehr zu einer festen Säule werden. Insgesamt denke ich, dass von allen unseren jungen Spielern noch mehr kommen kann und sie die älteren noch mehr entlasten können.
Apropos älter. Hatten Sie Angst, dass die Rückkehr nach der langen Corona-Pause den Routiniers schwerfällt?
Nein. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ein Steve Baumgärtel zu Beginn einer Vorbereitung schon einmal so fit war wie in diesem Sommer.
Sollte es tatsächlich Platz eins werden: Würde der Verein wieder auf den möglichen Aufstieg verzichten?
Fragen Sie dazu jemanden aus dem Vorstand.
Ich frage aber Sie, denn es hat auf die sportliche Perspektive Auswirkungen.
Ich hoffe nicht, dass wir auf einen Aufstieg verzichten würden. Natürlich ist es so, dass wenn wir jungen Spielern eine Perspektive bieten und sie halten wollen, dass nicht unbedingt die 4. Liga ist.
Sie trainieren neben den Oberliga-Männern auch die gemischte F-Jugend und die männliche E-Jugend, spielen außerdem für die dritte Mannschaft hin und wieder selbst. Haben Sie eigentlich auch einen Handball-freien Tag?
Den Sonntag versuche ich mir meist freizuhalten. Ansonsten stehe ich eigentlich jeden Tag in der Halle.
LVZ 24.09.2020 Von Johannes David