„Die große Unbekannte“ stellte den NHV nur eine Halbzeit lang auf die Probe. In Suhl gewannen die Delitzscher 32:27. Vor allem der sehr ausgeglichene Kader wurde zum Pfund – und soll den Weg zum Titel ebnen.
Suhl. Es handelte sich um Neuland. Der NHV Concordia Delitzsch und die HSG Suhl hatten noch nie gegeneinander gespielt. „Der Gegner war für uns eine große Unbekannte“, räumte Jan Jungandreas ein. Der Chefcoach des NHV ist bekannt dafür, seine Mannschaft akribisch auf die Kontrahenten vorzubereiten. Dazu nutzt er gerne die Videofilme der Begegnungen, zu deren Produktion die Handball-Regionalligisten verpflichtet sind und auf die alle Konkurrenten Zugriff haben. Doch die Südthüringer sind gerade aufgestiegen, so dass kein Bildmaterial zur Verfügung stand.
Das wirkte sich bei den Nordsachsen allerdings nicht aus. Sie präsentierten sich gut eingestellt und gewannen die Auftaktpartie der neuen Saison am Samstag in Suhl deutlich mit 32:27 (15:13). „Das war ein Start nach Maß“, meinte Jungandreas. „Wir freuen uns, dass es so gut geklappt hat.“ Sein Suhler Gegenüber Manuel Müller zeigte sich trotz der Niederlage „nicht unzufrieden“. Es sei die erwartet schwere Begegnung gegen den Vizemeister gewesen. „Da haben wir uns ein paar technische Fehler zu viel erlaubt.“
Erfahrene Truppe mit internationalem Anstrich
Müller, der zuvor den Sonneberger HV trainiert hatte, nannte als großes Ziel des „Abenteuers Regionalliga“ den Verbleib in der Staffel. „Das ist die Hauptsache.“ Nach Einschätzung von Jungandreas haben sie dabei durchaus Chancen. „Ich bin mir sicher, dass sich einige Vereine gegen Suhl schwertun werden.“ Schließlich handele es sich um eine erfahrene Truppe, die im Sommer verstärkt wurde. Viacheslav Sadovyi und Jane Janchev waren zuvor in der ersten rumänischen Liga aktiv. Ausschließlich ausländische Spieler standen gegen die Gäste aus Sachsen auf dem Parkett.
Doch gegen diese hatten die Akteure aus der Waffenstadt – Suhl hat eine lange Tradition der Jagdwaffenherstellung – unterm Strich keine Chance. Zwar hatte der NHV in der Anfangsphase das Visier nicht immer korrekt eingestellt und ließ somit einige gute Torchancen liegen. Doch Rückraumschütze Max Amtsberg war nach langer Verletzungspause wieder dabei und überzeugte als treffsicherer Schütze mit sechs Toren aus dem linken Rückraum. „Es war ein Top-Gefühl, mitspielen zu können“, berichtete der lange Blonde mit dem Gardemaß von 1,99 Metern.
NHV ist schwer auszurechnen – und dreht nach der Pause auf
Zwar tat sich sein Team im ersten Durchgang noch etwas schwer. Suhl lag beim 1:0 durch Oleksandr Tyukin das erste und letzte Mal in Führung und kam durch einen verwandelten Siebenmeter von Vuk Cetnik in der 28. Minute noch einmal zum Ausgleich (13:13). Doch dann packten in Delitzscher in der Abwehr entschlossener zu, bekamen das gegnerische Kreisläuferspiel in den Griff und erhöhten in der Offensive deutlich das Tempo. Das trug Früchte. Schnell wurde der Vorsprung auf bis zu sieben Tore ausgebaut und in den letzten zehn Minuten souverän verteidigt.
Dabei gelang es fast allen Spielern, in der mit knapp 500 Zuschauern gefüllten Halle (1800 passen hinein, sportliches Aushängeschild sind die in der ersten Frauenbundesliga spielenden Volleyballerinnen) den gegnerischen Schlussmann zu überwinden. „Wir waren von allen Positionen aus gefährlich“, sagte Jungandreas. Er legt auf diese Ausgeglichenheit großen Wert, denn so ist sein Kader wenig ausrechenbar. Die Keeper Max Neuhäuser und Denny Alpers zeigten sich ebenfalls in guter Form und parierten jeden dritten Wurf. „Auf diese Leistung müssen wir aufbauen“, forderte Amtsberg. „Wenn Delitzsch von längeren Verletzungen verschont bleibt, ist der Club der Meisterschaftsfavorit“, lobte Müller.
NHV Delitzsch: Neuhäuser, Alpers; Eulitz (7/3), Seifert (1), Amtsberg (6), Prautzsch (1), Eckart (2), Bielicki, Zierau (3), Oehlrich (1), Griehl, Hanner (5), Viehweger (2), Reinhardt (4), Teichert.
Ulrich Milde / 09.09.2024 / Leipziger Volkszeitung